Ruanda – Land der tausend Hügel

Es war immer ein Traum von mir Berggorillas in ihrem natürlichen Lebensraum sehen zu wollen. Schon sehr lange besuche ich keine Zoo´s mehr und versuche bei Freunden, Familien und Bekannten dafür zu werben, diese nicht zu besuchen, da sie eigentlich Tiergefängnisse sind mit lebenslang verurteilten, unschuldigen Insassen.

Daher möchte ich versuchen die wundervollen Tiere unseres Planeten in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen, zu erleben und auf meine Art zu erforschen.

So haben wir uns als Reiseziel Ruanda ausgesucht. Natürlich mitunter durch Diane Fossey und dem Film „Gorillas im Nebel“ inspiriert.

Bei der Ankunft am Kigali International Airport gab es außer unserer Maschine nur noch 2 UN Flugzeuge auf dem Rollfeld. Nichts deutet auf ein typisches Reiseziel hin, aber genau das wollten wir. Wir wurden von einem unserer beiden Fahrer für die nächsten 8 Tage abgeholt und für das erste Ankommen und unsere erste Nacht zum Hotel Beausejour gebracht.

Sichtlich müde durch die Reise und den vielfachen ersten neuen Eindrücken sind wir dann auch recht zügig eingeschlafen.

Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück wurden wir von Nuuru und Frank, unsere beiden Guides für diese Reise abgeholt. Nach ein paar kleinen Orten innerhalb der Stadt Kigali´s die mitunter dem Genozid Rechnung tragen, verlassen wir Kigali, um die Stadt Ruhengeri am Tor des Volcanoes National Park zu erreichen. Es ging über abenteuerlich Pisten und Schotterwege, am Wegesrand immer laufende Menschen mit Wasser, Holz, Gemüse, Ziegen oder sonstigen Gütern unter den Armen oder auf dem Kopf balancierend transportierend. Ohnehin denkt man das ganz Ruanda permanent auf den Beinen ist, da überall Menschen an den Wegen laufen. Alle mit einem Lächeln auf dem Gesicht, egal ob zu Fuß oder auf dem Fahrrad.

In Ruhengeri angekommen, haben wir ein Kulturdorf erlebt, einige der Bewohner waren ehemalige Wilderer von Berggorillas, die erkannt haben das lebende Gorillas mehr wert sind als tote Gorillas.

Am Abend wollten wir dann unsere Lodge aufsuchen, das Jack Hana House. Hier gab es die erste und einzige Enttäuschung, die Lodge war überbucht und hatte trotz Buchung kein Zimmer für uns. Wir mussten ausweichen und waren dann in der weniger komfortablen Mountain View Lodge. Diese hatte zwar riesige Zimmer mit Kamin (der auch Abends dringend nötig war) und ein riesiges Bad, aber alles sehr spärlich ausgestattet. Das sollte unserer Reise und unserem Abenteuer keinen Abbruch tun.

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen beginnt um 7 Uhr das Trekking im Wald auf der Suche nach einer der gewohnten Familien der Berggorillas. Nach der Einweisung durch die ORPTN-Ranger erreichen wir den Ausgangspunkt für das Trekking. Mit Wasser, Lunchpaket und Kamera ausgerüstet, sind wir mit Rucksack, Wanderschuhen und Regenjacke zu unserer Tour gestartet.

Es gibt 10 Berggorilla Gruppen, welche im Volcano National Park verstreut leben. Sogenannte Tracker versuchen diese Gruppen zu beobachten und tracken und geben diese gewonnen Informationen an die maximal 8 Teilnehmer große Besuchergruppe weiter. Ein Aufstieg zur Gruppe kann mehrere Stunden dauern und die „Wanderung“ ist nicht zuletzt aufgrund des glitschigen Untergrunds anstrengend und nicht ungefährlich.

Wir hatten bei der Zuweisung unserer Gruppe am frühen morgen Glück. Wir durften zur Susa Familie. Diese aus 28 Gorillas bestehende Gruppe wurde bereits von Diane Fossey erforscht und gilt als eine der größten Gruppen.

Nach ca. 4 Stunden Trekking haben wir die Gruppe erreicht. Es ist surreal, man steht mitten in einer Gruppe wilder Berggorillas. 1 Stunde dauert dieses einmalige Erlebnis. Die Berggorillas halten sich natürlich nicht an Abstandsregeln und so kam es vor, dass einer der jüngeren der Gruppe auf Virginia zu gerannt ist und ihr einen Klaps auf den Oberschenkel gab. Eine wirklich unbeschreibliche Zeit, die wie im Flug vergeht und unzählige Fotos später haben wir die wilden Sellerie fressenden friedlichen und sanften Riesen wieder in der wilden Natur Virungas alleine gelassen.

Es ist Es ist nicht vorhersehbar, wie viel Zeit Sie verbringen werden, um die Gorillas zu finden. Nachdem Sie endlich die Gorillas erreicht und gesehen haben, haben Sie eine Stunde Zeit, um die Primaten und ihr Verhalten zu beobachten und dabei Fotos zu machen. Voller Eindrücke kehrten wir wieder zurück in die Lodge und waren sichtlich hungrig. Unsere komplett zermatschten Trekking Boots wurden freundlicherweise vom Hotel gereinigt, sodass diese für das zweite Trekking am kommenden Tag wieder einsatzbereit gewesen sind.

Hinweis für einen verantwortungsvollen Besuch

Gorillas haben eine Übereinstimmung in der DNA von 98% mit der eines Menschen. Aus diesem Grund sind sie auch für dieselben Krankheiten anfällig. Für uns gewöhnliche und ungefährliche Erkrankungen, wie z.B. eine einfache Erkältung, können das Immunsystem eines Berggorillas in Ruanda bereits überfordern, da der Virus für ihre Körper unbekannt ist. Deshalb können keine Antikörper gebildet werden und die Krankheit wird für den Gorilla lebensgefährlich. Wenn man krank ist sollte man also, ob in Ruanda oder einem anderen Land, nicht auf eine Gorilla Trekking Tour gehen.

Nach diesem unvergesslichen Erlebnis geht es nach 2 Tagen und 2 Nächten weiter für uns.

Nach dem Frühstück verlassen wir Ruhengeri und fahren hinunter nach Gisenyi, einer hübschen Stadt am Ufer des Kivu-Sees, dem Hauptgewässer Ruandas. Dort haben wir in einem schön am See gelegenen Restaurant unser Lunch gehabt. Anschließend sind wir auf der anderen Seite des Sees zu unserem Hotel gefahren, wo wir Nachmittags am Strand entspannen konnten.  

Weiter ging es in den Südwesten von Ruanda in Richtung Gisenyi entlang der Straße am Ufer des Kivu-Sees. Der Zwischenstopp zum Mittagessen war in Kibuye, einer hübschen Stadt am See. Am Nachmittag ging es weiter nach Cyangugu an der Südküste des Sees. Die kleine Stadt ist das Tor zum Nationalpark Nyungwe Forest. Die Fahrt war abenteuerlich mit Brücken von denen ich nicht ahnte, daß sie befahrbar sind. Schließlich kamen wir nach ca. 7 Stunden Fahrtzeit in der Nyungwe Forest Lodge an. Ein Traum inmitten von Teeplantagen mitten in der Natur und dem Nyungwe-Wald. Dieser ist ein immergrüner Bergregenwald im Südwesten Ruandas und gilt als der größte zusammenhängende Bergwald in Ost- und Zentralafrika.

Leider konnten wir aufgrund der späten Ankunftszeit die Lodge nicht ausgiebig nutzen, aber sowohl das Abendessen, als auch das Zimmer waren hervorragend! Nach einem frühen Frühstück betreten wir um 6:00 Uhr morgens, noch in der Dämmerung den Nyungwe-Wald für das Schimpansen-Trekking und andere Primaten wie den wunderschönen angolanischen Stummelaffen. Der Park erstreckt sich über 970 Quadratkilometer grüne Hügel. Nyungwe beherbergt 13 Arten von Primaten, darunter den Schimpansen, den Rwenzori-Colobus, den Hoest-Affen, den Silberaffen, den Eulengesichtsaffen, den Rotschwanzaffen, den Meerkatzen und den Olivenpavian. Wir haben einige Schimpansen in den hohen Baumwipfeln gesehen und weitere Primaten Arten, wieder ein sehr ereignisreicher Tag.

Nach dem Frühstück des darauffolgenden Tages, fahren wir zurück nach Kigali. Der erste Zwischenstopp ist in Gikongoro für eine Besichtigung des Genozid-Denkmals von Murambi, dem wichtigsten National-Denkmal. In dieser Gedenkstädte sind noch die Leichen des damaligen Genozids zu sehen, aufgebahrt mit dem süßlichen Duft des Todes und einer gespenstischen Stimmung. Nach dem Besuch muß man sich erst einmal wieder sammeln, denn es nimmt einen doch sehr mit.

Der Völkermord in Ruanda ist allgegenwärtig und auch unsere beiden Fahrer und ihre Familien waren davon betroffen. Bei der Überquerung des Flusses Akagera unter dessen Brücke einst die Leichen des Genozids schwommen, wurde uns von Nuuru dessen Geschichte erzählt.

Mehr über den Genozid und den Hutu – Tutsi Konflikt könnt ihr hier lesen:

https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda

Anschließend ging es weiter nach Butare, der zweitgrößten Stadt Ruandas, die als Kulturhauptstadt gilt und die Universität und das Nationalmuseum beherbergt. Wir haben ein paar Kunsthandwerksläden, in denen typische Produkte ruandischer Handwerker verkauft werden, besucht. Weiter gefahren sind wir dann nach mit Zwischenstopp in Nyanza, das in der Vergangenheit die politische Hauptstadt war und den antiken Königspalast beherbergt, der für die Besucher komplett renoviert wurde und Originalgegenstände und Stücke der Geschichte des Königs Mwami zeigt.

Unsere letzte Nacht verbrachten wir mit  Abendessen und Übernachtung im Umubano Hotel – Hotel Des Milles Collines, ehe es am nächsten Tag Abschied nehmen von Ruanda hieß , dem Land der tausend Hügel mit seinen wunderbaren Menschen.